Menschen mit Legasthenie und ADHS nehmen sich und ihre Umwelt verändert wahr, was wiederum zu veränderten Reaktionen und einem veränderten Verhalten führt. Schuld sind hierbei veränderte Sinneswahrnehmungen, die zu Teilleistungsstörungen führen.
Bei einer Teilleistungsschwäche oder Störung handelt es sich um eine Reizverarbeitungsschwäche im Gehirn. Alle Informationen werden von unseren Sinnesorganen aufgenommen und weiter geleitet. Die einkommenden Informationen werden in den jeweiligen Regionen des Gehirns weiterverarbeitet, verglichen und abgespeichert - doch das funktioniert bei Menschen mit einer Teilleistungsstörung nicht reibungslos und es kommt in der Folge zu typischen Auffälligkeiten.
- Legasthenie
- Dyskalkulie
- ADHS
- Schwierigkeiten im Sozialverhalten
- Distanzlosigkeit
- aggressives Verhalten
- Mißachten von Regeln
- Aufmerksamkeitsstörung
- Konzentrationsstörung
- nicht abwarten können
- schneller denken als handeln
- nicht planvoll handeln können
- Konsequenzen nicht absehen können
- schlechte Schrift durch Mangel in der Kraftdosierung
- Gleichgewichtsstörung
- ständiges hinfallen - über die eigenen Füße
- motorische Ungeschicklichkeit
- hyperaktiv
- Sprachschwierigkeiten als Kleinkind
Teilleistungen werden eingeteilt:
- Grobmotorik
Gleichgewicht, vestibuläres System, Bewegungsempfindung, Bewegungsplanung, Bewegungsspeicherung, Körperkoordination
- Feinmotorik
Handbeweglichkeit, Muskelspannung, Zusammspiel beider Hände, Mundmotorik, Auge - Hand - Koordination,
- Wahrnehmen
auditive Wahrnehmung, visuelle Wahrnehmung, taktile Wahrnehmung, Figur - Grund - Diskriminierung
- Körper - Raum - Zeit
Körperschema, zeitliche Orientierung, räumliche Orientierung, Handlungsplanung
Wahrnehmungsstörungen betreffen alle Teilleistungsbereiche.
Um die Wichtigkeit der Wahrnehmungen , bzw der funktionstüchtigen Wahrnehmungen zu verdeutlichen, gebe ich hier ein Beispiel "Lesen lernen"
Um lesen zu lernen sind folgende Teilleistungen-Wahrnehmungen notwendig:
- auditive Wahrnehmung
Einzelne Laute und Buchstaben müssen im Ohr gehört werden und im Gehirn richtig entschlüsselt werden
- visuelle Wahrnehmung
Die Buchstaben müssen erkannt werden und ähnliche Buchstaben wie z. B m,n - a-o, p-q, M-N müssen auseinandergehalten werden
- taktile Wahrnehmung im Mundbereich
Eine regelgerechte Lautbildung zum Lesen ist nur möglich, wenn die unbewußte Wahrnehmung der Stellund der Lippen, Zunge und Zähne funktionieren und ausgebildet sind
- Mundmotorik
Ist das Muskelsystem, dass Laute bildet und den Luftstrom leitet
- Zeitliche und räumliche Orientierung
Lesen erfolgt in sogenannten Sakkadensprüngen. Damit dies funktioniert ist eine Koordination von Entfernung und Reihenfolge notwendig. Auffällig bei Menschen mit Legasthenie und ADHS sind abweichende Sakkadensprünge - sie sind nicht harmonisch und abgestimmt sonder "sie hüpfen und stolpern"
- Auge - Hand - Koordination
Das Lesen mit dem Finger muss koordiniert werden können.
Kommt es nun in einem dieser Bereiche zu Abweichungen, bzw zu veränderten Wahrnehmungen werden alle anderen Bereiche auch in Mitleidenschaft gezogen ! Eine veränderte Wahrnehmung in einem Bereich löst eine Kettenreaktion aus.
- akustische Figurgrunddifferenzierung
Unwichtige Töne und Geräusche müssen ausgeschaltet werden - "das Gesagte vom Lehrer/Eltern kommt auch an". Es müssen falsche Laute erkannt werden
- akustische Differenzierung
Es können ähnlich klingende Laute unterschieden werden, Dehnungen und Schärfungen werden möglich
- akustisches Gedächtnis
Gehörtes kann sich (kurz) gemerkt werden und wiedergegeben werden, Wörter können sich gemerkt werden um den Wortschatz zu vergrößern. Der Inhalt vom Gesagtem kann wiedergegeben werden - häufig hat man hier das Gefühl, die Kinder hören einfach nicht zu und Anweisen können (wollen) nicht ausgeführt werden.
- auditive Serialität
Ausgeführte Handlungen können klar und strukturiert erzählt werden.
Typische Anzeichen für Schwierigkeiten in diesem Bereich sind
- die Arbeitsweise ist unordentlich und chaotisch
- Textaufgaben machen Schwierigkeiten
- Schrift ist unleserlich, unsauber
- Schwierigkeiten in der Auge - Hand - Koordination
Die visuelle Wahrnehmung entwickelt sich am stärksten zwischen dem 3 - 6 LJ und hängt erheblich mit den körperlichen Erfahrungen ab, die ein Kind machen kann. Klettern, hüpfen, tanzen..sind wichtige Voraussetzungen für die Entwicklung der visuellen Wahrnehmung.
Kinder mit Lernstörungen wie Legasthenie und ADHS nehmen ihre Umwelt "verzerrt und verrückt" war - also unberechenbar. Diese Kinder malen und basteln ungern und sind motorisch Ungeschickt.
- beim Abschreiben wird sehr oft hingesehen
- die Wortbildprägung funktioniert nicht - Legasthenie/LRS
- Kinder müssen alles anfassen um zu begreifen
- Muster und Reihenfolgen können nicht weitergeführt werden
- Abschreiben nicht ohne Fehler
- Kinder können fremde Gesichtsausdrücke nicht entschlüsseln
- die Buchstaben a-o-e sehen im Heft gleich aus
- Schrift ist eckig, rund, oval, abgehackt
- unterschiedliche Größe von Buchstaben im Heft
Kinder können eigene Position im Raum nicht klar ausmachen und es kommt zu Schwierigkeiten wie
- Ungleicher Zeilenabstand
- Zeilen werden zu voll geschrieben oder es ist noch Platz
- Stockendes Lesen
- Schreibmotorik verlangsamt
- umdrehen von Buchstaben
- chaotische Ordnung
- Veränderungen beunruhigen
- sind entweder überaktiv oder gehemmt
- keine Handlungsplanung
- das Erlernen von sinnvollen Abläufen fällt schwer
- stehen unter Stress
Das vestibuläre System gehört zum Gleichgewichtssinn und wesentlich wichtiger, als man denken könnte.
- motorische Entwicklungsauffälligkeiten
- Grob-Feinmotorik
- Graphomotorik ( Schreiben )
- geringe Ausdauer
- schnell schlapp und müde
- Konzentrationsschwächen
- Unruhe
- Erregung
- Ängste
- Nervosität
Eine veränderte Wahrnehmung im Bereich des vestibulären Systems können zur mangelnden Handlungsplanung - der Dyspraxie - führen. Hier werden Aufgaben nicht verstanden, dass Kind findet sich nur schwer zurecht, Aufgaben können nicht adäquat erfüllt werden.
Auch eine schlechte Schrift wird hierdurch verursacht, da die Muskelspannung nicht korrigiert und angepasst werden kann.
Diese, recht unvollständige Beschreibung, soll aufzeigen, wie wichtig funktionstüchtige und gut entwickelte Wahrnehmungen sind. Ein Defizit in einem Bereich breitet sich auf alle anderen Bereiche aus. Besonders im Fall von Legasthenie und ADHS müssen die Bereiche der Wahrnehmungen erkannt werden, die einer Veränderung unterliegen und diese Bereiche müssen "nach trainiert" werden, um so zu funktionieren, wie sie sollten.
Man sagt, dass das Training der Wahrnehmungen bis zu einem Alter von ca. 14 Jahren ohne Probleme funktioniert - manche Autoren und Ärzte nennen sogar das 16. LJ.
Ein spezielles und individuelles Training der Sinneswahrnehmungen hilft den Kindern sich besser zurecht zu finden, erleichtert Lesen und Schreiben sowie die sozialen Kontakte, was besonders bei ADHS eine enorme Hilfe darstellt.